Ist es wichtig, die Ziele und Wünsche des Partners oder der Partnerin zu kennen?
Das kommt ein bisschen auch darauf an, wie lange man sich kennt, wie lange die Partnerschaft besteht und welche Wünsche und Ziele genau gemeint sind.
Oftmals haben Menschen, gerade am Anfang einer Beziehung Schwierigkeiten Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, man kennt einander noch nicht so gut, die Beziehung ist gerade in der „Bondingphase“ in der es zunächst um Nähe und Sicherheit geht, die eben auch durch Anpassung erzeugt wird.
Bei all der Verliebtheit und Zurückhaltung kann sich dann jedoch schnell eine nicht vorteilhafte Dynamik einstellen, in der einer sozusagen die Verantwortung trägt und das Gefühl halt die Entscheidungen zu treffen, während sich der andere fügt, verzichtet oder eben anpasst - langfristig kann das zu Frust führen.
Daher ja, es ist enorm wichtig über Ziele, vielleicht in Form von Träumen zu sprechen, Pläne oder eben Wünsche und dabei nach Möglichkeit Raum für Flexibilität und Spielraum zu lassen. Denn wir Menschen sind nicht statisch und wir haben manchmal auch gar nicht so viel Kontrolle über unser Leben, wie wir es gerne hätten, wir verändern uns und manchmal sorgt das Gegenüber auch für neue Impulse, wir aktualisieren uns selbst in Beziehungen.
Welche Rahmenbedingungen sollte es für gemeinsame Ziele setzen?
In der Partnerschaft sollte man auf keinen Fall „SMARTe Ziele formulieren, im Sinne von spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert!
Vielmehr geht es um Vertrauen in die Beziehung als dritte Komponente von den zwei Menschen. Gewisse Absprachen oder auch Entscheidungen können zum Teil nicht in dem Ausmaß erfasst werden, wie wir manchmal glauben.
Hält man zu sehr am vereinbarten Ziel oder der Entscheidung fest, obwohl man merkt, dass es vielleicht keine gute Idee war, dann beschneidet man sich selbst, bis zwei Menschen leiden und sich im Streit lediglich vorwerfen, dass beide es doch ursprünglich wollten - statt gemeinsam nach Alternativen zu suchen.
Wie können Paare damit umgehen, wenn sie ein Ziel nicht erreichen?
Die Angst vorm Scheitern, die kennen wir alle und oft versuchen wir bis zum Schluss das Blatt doch noch zu wenden, strengen uns an, nehmen uns zurück, statt zunächst sich selbst und dann auch einander einzugestehen: Wir leiden beide. Oft leiden zwei Menschen einsam aus Sorge, den anderen zu verletzen. Das führt zu Frust und Distanz. Und dann kommen die Vorwürfe, wie allein sich beide fühlten. Kommunikation ist der Schlüssel, das Verstehen ist die Lösung. Es hilft sich vorab auszutauschen, wie man damit umgeht, wenn man kein Haus findet, der Kinderwunsch unerfüllt bleibt oder anders geartete Ziele nicht erreicht. Das gibt Sicherheit und lindert die Angst vor Fehlern und dem „Versagen“.
Unabhängig von den großen Zielen, welche kleinen Vorsätze sind in einer Partnerschaft wichtig?
Der wichtigste Vorsatz ist transparente, offene und ehrliche zu Kommunikation. Hierfür bedarf es einer sicheren und stabilen Bindung, die eben nicht durch Harmonie erzeugt wird, im Gegenteil, sondern durch das Aushalten und Überwinden von Konflikten.
Emotionale Verbindlichkeit wird durch das Teilen von Abgründen erzeugt, das Zeigeb von Schwäche. Es nimmt den Druck der Perfektion raus und hilft dabei einander besser zu verstehen. Ein Mann der betrogen wurde und sich nun auf eine neue Frau einlässt, der ist vielleicht eifersüchtiger und fasst weniger schnell Vertrauen. Die Frau fühlt sich dadurch vielleicht eingeengt und ist sich keiner Schuld bewusst, sie ärgert sich über sein Misstrauen. Wenn er klar kommunizieren würde, dass er da einen Mangel hat, den nicht sie verursacht hat, dann kann sie besser verstehen und auf den Wunsch ihres Partners eingehen - ohne Frust. Um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen. Es gibt immer einen nachvollziehbaren Grund für unser vermeintlich destruktives Verhalten, sich dessen bewusst zu werden und darüber zu reden, sorgt für Leichtigkeit.
Also etwas mehr Vertrauen in sich selbst, das Gegenüber und die Partnerschaft?
Vor allem sollten wir uns davon verabschieden, perfekt zu sein, keine Fehler machen zu dürfen und keine Schwäche zeigen zu dürfen. Denn in einer Partnerschaft streben beide danach, füreinander da sein zu dürfen und nach dieser tiefen Verbindung, es zeigt Vertrauen und Wertschätzung, wenn man sich dem Anderen mitteilt und dadurch signalisiert: Du bist wichtig, ich vertraue Dir und traue Dir zu, dass Du mich aushältst und akzeptierst und für die Akzeptanz, nach der wir uns alle sehnen, bedarf es Verständnis für unsere Eigenarten und eben nicht: Ich muss perfekt sein, damit ich akzeptiert und gesehen werde. Das ist anstrengend - für beide. Und letztendlich das Gegenteil von Akzeptanz, wenn ich mich erst verändern muss.